Als ich nach der Schule alleine nach Australien reiste, war es sicherlich meine begegnungsreichste Zeit in meinem Leben. Ein Alltag mit Reisenden, Hosts und Einheimischen. Ein Leben im Hostel, mit Couchsurfing und WWOOFing.
Als ich nach einem halben Jahr im Land auf Pam traf, war es für mich aber eine weitere Überraschung im Begegnungsreigen. Die Frau empfing mich an der Midland-Trainstation in Perth mit reichlich Make-Up und Schmuck. Also alles andere als Farm-Style.
Meine Gastgeberin fand ich damals über ein Buch, das so dick war wie eine Bibel. Es begleitete mich die ganze Reise über. Hier waren alle WWOOF-Hosts in Australien mit Adressen nach Regionen auf Papier gedruckt. Ja, so war das damals!
WWOOF steht eigentlich für World-Wide Opportunities on Organic Farms. Das die Begriffe “Organic” und “Farm” in diesem Zusammenhang sehr dehnbar sind, durfte ich schon damals mehrmals auf meiner Reise erleben.
Bei Pam war ich für ihre fünf Pferde zuständig: Tour, DJ, Tahal, Miggi & Star. Und tatsächlich war letztgenannter „mein Star, der all meine Bewunderung bekam“, wie ich es in meinem Tagebuch fixierte. Jeden Morgen reinigte ich die fünf Ausläufe von den Hinterlassenschaften und fütterte die Pferde. Zusätzlich half ich beim Holz machen für den Winter und ein wenig bei der Landschaftspflege. Das war es.
Von den üblichen fünf Stunden Arbeit pro Tag für Essen und Unterkunft im Caravan, konnte nicht die Rede sein. Die restliche Zeit spielte ich mit Enkelin Kaya am Pool, lernte andere WWOOFer’s kennen oder wir machten Ausflüge.
Vom Beuteltierkrankenhaus zum Stausee Mundaring Weir. Von der Kirchengemeinde zum Mc Donald’s. Abends kochten wir zusammen. Und schauten Shrek.
Doch mein Höhepunkt war der Besuch im Krankenhaus von Subiaco in Perth. Zusammen mit Pam und anderen Gemeindemitgliedern sangen wir für über zwei Stunden an den Krankenbetten der Patienten. Mir hatte das damals sehr gefallen, auch wenn ich den Inhalt der christlichen Lieder nicht immer ganz verstand.
Danach setzte mich Pam in der Stadt für nächste Abenteuer ab. Ich gab ihr eine lange Umarmung.
„Es war ganz schön emotional. Sie gab mir eine großartige Zeit, als ich es am meisten brauchte“, lese ich 18 Jahre später in meinem Tagebuch über diesen Moment.
