Alles begann mit Anima. Seele oder Atem. An7ma war das erste Album des Rappers Cr7z, das auf einer offiziellen CD gebrannt wurde. Der Rohling befand sich 2013 in einer an mich adressierte Postsendung des Labels 58Muzik. Die 15 Songs waren wie frischer Atem für mich. Tief berührt, von dem was ich gehört hatte, lud ich den Künstler zum Telefoninterview für meine damalige Radioshow Schwarzes Gold ein. Schon damals wusste ich: Cr7z wird einmal ein ganz Großer.
Ich maße mir nicht an, mein Leben mit Cr7z zu vergleichen. Ich hatte mit Drogen- oder Alkoholmissbrauch nie etwas zu tun. Trotzdem: Damals kamen wir beide aus schweren Krisen. Und haben überlebt.
Viele seiner Wörter konnte ich nicht nur verstehen. Ich konnte sie wirklich fühlen. Bis heute.
Was Cr7z und ich teilen? Deepness. Depression. Hochsensibilität.
Für mich gibt es keinen deutschen Rapper, der auf so einem Niveau textlich und technisch abliefert. Und das auf über 500 Tracks. Mehr als 300 davon sind Freetracks auf You-Tube. Alle wertvoll. Alle eigen.
Für mich ist sein umfassendes Werk der Grund gewesen, warum ich das Radio-Projekt Ewigkeit mache. In der gleichnamigen Radiosendung habe ich den nahezu unmöglich erfüllbaren Anspruch, alle Songs von Cr7z über den Sender zu spielen. In bisher 12 Stunden Sendezeit bin ich von seinem Zuhause selbst produzierten Album Pein von 2008 bis zur EP Newline aus dem Jahre 2018 gekommen. Fortsetzung folgt.
Erst sehr spät durfte ich Cr7z persönlich begegnen. An einem heißen Sommertag 2022 in Karlsruhe/Stadtmitte kommt der Mann mit schwarze Mütze auf die Bühne. Rap aus Berufung. Schweißtreibend. Bis es von der Mütze tropft.
2023 mache ich mir selbst ein schönes Geburtstagsgeschenk: in Augsburg/SoHo Stage schenkt mir Cr7z am Tag meines Wiegenfestes seine Reime. Ein Jahr später beschenkt mich die liebe Claudia zum Geburtstag mit einem Konzertticket für den besten Rapper des Landes. Diesmal: Stuttgart. Schräglage. Ausverkauft.
Im Club: Rollstuhlfahrer in der ersten Reihe, Kinder auf den Schultern von Eltern, alternative Eso’s mit einem Apfel in der Hand und ganz hinten stehen Druffies, die beim Applaus fast den Lüftungsschacht abreisen. Alles ist friedlich. Liebevoll. Familiär.
Wie kann ein einziger Mann so viele verschiedene Seelen erreichen? Ganz einfach: seine Musik berührt. Nicht zu unrecht rappt Cr7z auf dem Song Apeiron: „Ich wette Mörder haben schon geweint zu meinen Tracks“. Der Rosenheimer schenkt mir und Hunderttausenden immer wieder Lebenskraft. Ganz egal, von welchen Dämonen wir gerade mal wieder umgeben sind. Allein durch den berührenden Inhalt seiner Texte, hat der Rapper schon die ein oder andere Seele von der Knospe zur Blüte geführt.
Als ich Christoph Hess, so sein bürgerlicher Name, vor über 10 Jahren interviewte, war An7ma gefühlt seine letzte Chance. Heute hat er sein eigenes Independent Label Arjuna gegründet. Seine Alben charten. Stehen neben Namen wie Taylor Swift. Seine Songs haben Millionen Plays. Seine Konzerte sind ausverkauft. Chris geht es gut. Chance genutzt.
Ich bin davon überzeugt, dass jeder im Leben eine Aufgabe hat. Bei Cr7z ist es rappen. Es kann und darf nicht anders sein. Wie schön für mich an seiner Entwicklung und an seinem unglaublichem Output bis heute teilhaben zu dürfen. Ein wichtiger Faktor seiner Stabilität und Konstanz: Seit An7ma steht sein Seelenfreund DJ Eule treu an seiner Seite.
In Deutschland gibt es über 2.000 Goethe-Straßen.
Ich frage mich manchmal: wann gibt es die erste Christoph-Hess-Staße?
