Alles begann um das Jahr 2000. In der „Darktales Radio Show“ auf Radio StHörfunk gewann ich ein kleines Überraschungspaket. Darin war ein Aufkleber von Masta Ace mit dem Cover seines ersten Albums „Take A Look Around“. Ein stylisch gekleideter junger Afroamerikaner auf den Dächern von Brooklyn.
Ich war neugierig geworden.
Es dauerte weitere acht Jahre bis ich meine ersten Platten von Masta Ace kaufte. Seitdem war Duval Clear, so sein bürgerlicher Name, mir stets ein treuer Begleiter. In allen Lebenslagen. Seit 1988 am Mikrofon hat er mir so viele Geschichten erzählt. Es gibt wohl neben meinen Eltern niemanden, dessen Stimme ich so oft gehört habe. Bis heute hat mich Masta Ace nie enttäuscht. 35 Jahre Champions League. Meister eben.
2012 durfte ich meinen musikalischen Meister das erste Mal treffen: im Karlstorbahnhof in Heidelberg.
Als Old-Schooler kommt er immer zum Opener mit Rucksack auf die Bühne. Danach liefert er meisterlich ab. Mit Message. Mit Style.
Nach dem Konzert sprach mir der nahbare Meister einen Radiojingle ein. Seine Stimme war sieben Jahre lang das Intro meiner eigenen Hip-Hop Show namens “Schwarzes Gold” auf Radio StHörfunk. Ehre und Verantwortung zugleich.
Damals schlug ich mir mit Hip-Hop-Gleichgesinnten in Heidelberg die Nacht um die Ohren. Solange, bis der erste Zug nach Schwäbisch Hall fuhr. Nachdem was ich damals gehört, gesehen und gefühlt hatte, war mir klar: Ich will mehr davon.
Es folgten unvergessliche Masta Ace-Konzerte in Nürnberg/Hirsch, Stuttgart/Corso Bar, München/Feierwerk, Münster/Skater’s Palace & Weinheim/Café Central.
So schön all diese Konzerte auch waren, weiß ich doch: jedes einzelne könnte das letzte gewesen sein. Der Meister ist jetzt 57. Er hat Multiple Sklerose. Manchmal steht er nach dem Konzert völlig erschöpft am Merchstand und zittert.
Auf ein Konzert hatte ich mich besonders gefreut. Masta Ace sollte im legendären Bataclan in Paris auftreten. Ich hatte mir Tickets gekauft. Dann kam Corona. Es wäre für mich eine unglaublich emotionale Begegnung geworden. An dem Ort, an dem 89 Menschen durch ein Terroranschlag ihr Leben verloren, wäre mein musikalischer Meister aufgetreten. Wie immer wäre er auf der Bühne für Liebe, den Glaube an Bildung und der Absage an Gewalt & Drogen eingestanden. Mit Message. Mit Style. Aber nie ohne die Welt schön zu reden. Und nie ohne Missstände offen anzusprechen.
Meine letzte Begegnung mit meinem musikalischen Meister war 2023 in Weinheim. Als ich in der Altstadt vor dem Konzert eine Falafel aß, lief er mit seinem DJ Marco Polo zufällig (Ich glaube nicht an Zufall!) an mir vorbei. Wir begrüßen uns kurz.
Der Mann mit Universitätsabschluss sowie Frau und Tochter aus Brooklyn/New York mit seinen acht Millionen Einwohnern, rockt gleich noch die kurpfälzische Kleinstadt mit 45.000 Seelen.
Wie immer. Mit Message. Mit Style.
Und sie kommen. Egal, wo der Meister spielt. Auch Anna ist mit dem Zug extra aus Norddeutschland angereist. Ihr erstes Masta Ace Konzert. Ich kann mir vorstellen, wie sie sich fühlt. Genauso gut, wie nach dem Konzert. Wie immer ein Handshake mit dem Meister, ein gemeinsames Foto und der Versuch in 15 Sekunden auszudrücken, was seine Musik für mich bedeutet.
Heute schlage ich mir nicht mehr die Nächte um die Ohren. Heute schlafe ich in Hotels. Anna ist zufällig (Ich glaube nicht an Zufall!) meine Zimmernachbarin. Auf dem Bett liegend erzählen wir uns gegenseitig die Kurzversion unserer Lebensgeschichte. Ein unvergesslicher Abend. Und eine schöne Nacht.
Aber das ist schon wieder eine andere Begegnung.
