Wir trafen uns das erste Mal an einem Ort, der traurig ist.
Dominik saß auf der Treppe. Und schnell fühlte ich mich zu ihm hingezogen. Wir hatten wenig Zeit zusammen. Dann war er auch schon wieder weg. Aber die innige Verbindung blieb. Bis heute.
Seitdem begleiten wir uns aufmerksam beim Wachstum unseres Lebensspiels. Und wie ist das Organisationstalent Dominik in diesen zwölf Jahren nicht schon über sich hinausgewachsen?
Bei mehreren Bands war er nicht nur die treibende Kraft am Schlagzeug, sondern gleich am ganzen Projekt. Seine Konzerte in einem kleinen Weinkeller in Stuttgart waren für mich Ausflüge, die ich immer so genossen habe. Und die mich mit Stolz auf meinen Freund erfüllt haben.
Einmal im Jahr verwandelte er zusammen mit seiner Wohngemeinschaft seine Residenz in die wilde „Villa Kunterbunt“. Eine Art Festival mit Livebands im Garten und zwei DJ-Floors im Haus.
Ich hatte die Ehre hier meine Schallplatten aufzulegen. Bis ich einen großen Lichtkegel von hinten spürte. Es war die Polizei, die mit Taschenlampen in das Fenster hinter mir einstieg. Ein Polizist klopfte mir gegen 4.30 Uhr auf die Schulter und sagte: „Mach mal die Musik aus“. Doch der Bass wummerte weiter. “Was ist das?“ Ich sagte: “Es gibt noch einen Dancefloor. Eine Etage höher.” Die verdutzten Beamten kämpften sich durch die proppenvolle „Villa Kunterbunt“ hoch und forderten dort angekommen das Gleiche. Ein Nachbar hatte sich beschwert.
Kurze Stille. Die Polizei fuhr wieder. Die Party ging weiter. Legendär.
Menschen zusammen zu bringen. Raum für Begegnung schaffen. Momente kreieren, die für die Ewigkeit bleiben: Eine ganz große Stärke von Dominik.
Wie auch bei seinem nächsten Projekt. Der gebürtige Haller gründete mit Bastian, einem anderen Dominik und mir 2022 eine Männergruppe. Seitdem treffen wir uns monatlich im digitalen Raum, da wir alle verstreut in Baden-Württemberg bzw. Hessen wohnen. Eine feste Institution in meinem Leben, die ich nicht mehr missen möchte. Auch hier schaffen wir uns einen geschützten Raum, um uns so zu zeigen, wie wir sind. Aber auch, um uns zu verschiedenen Themen ehrliches Feedback zu geben.
Als ich 2021 das zweite mal in eine schwere Depression rutschte, rief mich Dominik an. Ich erzählte ihm von meinen Gedanken mir etwas anzutun. Er sagte, schon mit einer etwas gebrochenen Stimme: „Miro, ich scheiß auf vieles, aber nicht auf Dich“. Ich musste weinen. Dieser Satz hatte gesessen. Und mich immer wieder begleitet, wenn es schwer war.
Dominik war für mich in dieser Zeit ein gutmütiger, aber auch positiv fordernder Sparringspartner meiner Lebenskrise. Er wurde nicht müde, als ich schon ans aufgeben gedacht habe, mich daran zu erinnern, dass es meine Krankheit ist, die mich so denken lässt und nicht ich. Auch wenn ich mich wieder in Ausreden flüchten wollte, hat er immer wieder an meine Stärke appelliert und war mir stets ein ehrlicher Spiegel. Kontinuierlich Verlässlich. Und immer herzlich. Ein echter Freund eben.
Bis heute telefonieren wir regelmäßig oder hinterlassen uns lange Sprachnachrichten. Uns verbindet eine ganz besondere Freundschaft. Und wenn Du diesen Text aufmerksam gelesen hast, weißt Du auch warum. Dominik ist mein Kaviarfreund. Ein Begriff, den er benutzte um unsere (Kaviar)Freundschaft zu beschreiben. Ich bin einverstanden.
Weil wir uns einander extrem wertvoll sind.
